Mittwoch, 3. September 2008Ein paar Gedanken zu Google Chrome
Google Chrome beweist, dass ein Open-Source-Projekt, hinter dem ein Unternehmen steht, schneller und zielgerichteter Innovationen schaffen kann, als ein reines Community-Projekt wie Firefox, das eher die Innovationen der Wettbewerber optimiert als eigene zu schaffen und primär auf unbezahlten Freiwilligen aufbaut (übrigens im starken Kontrast zu Ex-Präsidentin Mitchell Baker, die mit über 500.000 US$ pro Jahr entlohnt wurde).
Google Chrome ist nicht bloß ein weiterer Browser um Webseiten zu betrachten, sondern nach meiner Meinung der erste brauchbare Desktop-Application-Server für Web-Applikationen. Google Chrome erlaubt es, künftig Web-Applikationen zu bauen, die sich bei Nutzung von Chrome als Browser wirklich wie Desktop-Programme verhalten. Dazu bietet Chrome folgende Eigenschaften:
Freitag, 25. Juli 2008Bericht von der OSCON (Teil 3)
Heute ist die OSCON 2008 zu Ende gegangen. Insgesamt habe ich mir in den vergangenen Tagen genau 13 Keynotes und 13 Vorträge angehört. Die Keynotes waren von stark schwankender Qualität und hatten teilweise überhaupt nichts mit Open-Source-Software zu tun. Die Vorträge, die man sich nach Geschmack aussuchen konnte - weil bis zu 16 (!) parallel liefen - waren dagegen (für mich) durchweg interessant - auch wenn der Inhalt manchmal von Titel und Ankündigungstext der Session etwas abwich.
Besonders erwähnenswert vom letzten Tag ist die Keynote von Microsoft, einem der größten Sponsor der diesjährigen OSCON. Sam Ramji, oberster Open-Sourcler bei Microsoft, hielt seine Keynote in einem Firefox-T-Shirt (!). Während noch vor zwei Jahren zahlreiche OSCON-Teilnehmer das von Microsoft gesponsorte Mittagessen nicht anrühren wollten, wurde Sam als Microsoft-Vertreter dieses Jahr mit einem warmen Applaus empfangen. Sam hob hervor, welche Open-Source-Projekte Microsoft unterstützt, damit sie besser mit bzw. unter Windows laufen (Linux, Samba, Mozilla Firefox, Apache Http, MySQL, PHP, Ruby, Python, Java sowie Eclipse) und versuchte mit zahlreichen konkreten Beispielen zu belegen, dass Microsoft eine aktive Rolle im Open-Source-Markt übernommen hat. Zuletzt gab er gemeinsam mit einem Apache-Vertreter bekannt, dass Microsoft offiziell Platinum Sponsor der Apache Software Foundation wird, d.h. die ASF finanziell stark unterstützen wird Damit stellt Sam innerhalb von Microsoft den Gegenpol zu seinem obersten Chef Steve Ballmer dar, der Open-Source-Software gerne mal öffentlich verteufelt. Trotzdem kam es in der anschließenden Q&A-Session dann doch noch zu Tumult-artigen Szenen, als die Teilnehmer Themen wie Software-Patente und das OOXML-Format ansprachen, die Moderatorin angesichts der hochschwappenden Emotionen um Kontrolle ringen musste und Sam Ramji (halbherzig) versuchte, das Verhalten von Microsoft zu rechtfertigen. Als Fazit lässt sich zur OSCON sagen, dass hier alles eine Nummer größer als in Europa und perfekt organisiert ist. Inhaltlich sind die Themen jedoch mit denen in den Europa vergleichbar, so dass ein Besuch nur aus Lernzwecken nicht lohnt, sondern allenfalls als Incentive für verdiente Open-Source-Entwickler. Wer Entwicklerthemen aus dem Enterprise-Software-Umfeld oder gar Business-nahe Themen erwartet, wird eher enttäuscht sein. Allerdings können Entwickler direkt Kontakte zu Maintainern und Committern bekannter Open-Source-Projekte knüpfen, die in ihren Sessions auch nicht müde wurden, darauf hinzuweisen, dass sie für ihre Projekte weitere Contributors suchen. Der inhaltliche Gleichstand von Nordamerika und Europa, der auf der OSCON deutlich geworden ist, überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass viele weltweit wichtige Open-Source-Projekte wie Linux, MySQL, PHP, KDE oder OpenOffice ihre Wurzeln in Europa haben. Daher war auch die Zahl von Teilnehmern und Referenten aus Europa auf der OSCON nicht unbeträchtlich, während andere Kontinente praktisch keine Rolle spielten. Ein Gebiet allerdings, auf dem Nordamerika gegenüber Europa voraus ist, ist die Akzeptanz von Open-Source-Software in großen Unternehmen und auch in sensiblen Einsatzbereichen. Aber ich denke (und hoffe), dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Europas Unternehmen hier nachziehen werden. Freitag, 25. Juli 2008Bericht von der OSCON (Teil 2)
Nach zwei Tagen OSCON stelle ich fest, dass ein (etwas ansteckender) elitärer Geist durch die Vortragsräume des Kongresses weht, nach dem Motto "Die meisten Menschen verstehen gar nicht, was wir hier tun, aber wir sind dabei, die Welt zu verändern."
Ein großes Thema ist Mobile Computing bzw. die "Open Phone Platform". Nachdem der Desktop nach wie vor von Microsoft beherrscht wird (Windows) und auch der Server-Krieg gewonnen scheint (Linux), ist die Schlacht um mobile Endgeräte noch völlig offen und hat eigentlich gerade erst begonnen. Auf der einen Seite stehen die proprietären Systeme iPhone und Windows, und auf der anderen Seite die Open-Source-Systeme Android, OpenMoko und (neuerdings) Symbian - wobei meiner Meinung nach das Ressourcen-hungrige Windows auf jeden Fall schon verloren hat. Auch das zweite große Thema aus Tim O'Reillys gestriger Keynote, die "Open Web Platform", wurde bereits von mehreren Vorträgen aufgenommen und vertieft. Für die Umsetzung dieser Plattform wurde gerade die Open Web Foundation gegründet. Ansonsten herrschen hier Sessions zu Open-Source-Tools für Entwickler und zu den (Open-Source-)Programmiersprachen Perl, PHP, Python und Ruby vor - wobei mich der hohe Stellenwert, der Perl nach wie vor eingeräumt wird, überrascht. Überrascht hat mich auch die Internationalität des Publikums. Allein aus den Follow-Up-Mails auf meinen Vortrag konnte ich sieben Nationalitäten identifizieren (Australien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, USA). Darüber hinaus sind hier zahlreiche große IT-Unternehmen wie HP, IBM, Intel und auch Microsoft mit Mitarbeitern vertreten, oft auch mit einem eigenen Stand. Dadurch hat die den Kongress begleitende Austellung schon das Format einer kleinen Messe. Allerdings scheint die Standgröße der Teilnehmer nicht unbedingt mit der Bedeutung des jeweiligen Unternehmens dahinter zu korrelieren - so hat Google beispielsweise einen Ministand mit nur einem einzigen Mann als Standbesatzung. Zum Schluss noch ein kleiner Kritikpunkt: Etwas schade finde ich, dass der Kongress auf der einen Seite thematisch etwas ausufert, auf der anderen Seite aber aus meiner Sicht wichtige Themen fehlen. So werden viele Bereiche behandelt, die nur am Rande mit Open Source zu tun haben oder gar nicht (allerdings sehr unterhaltsam aufbereitet sind). Auf der anderen Seite werden Profi-Entwicklerthemen wie Open-Source-Frameworks, innovative Entwurfsmuster und Entwicklungen rund um Java (seit kurzem ebenfalls open source) nur wenig bis gar nicht behandelt. Donnerstag, 24. Juli 2008Bericht von der OSCON (Teil 1)
Zur Zeit befinde ich mich auf dem Open-Source-Kongress OSCON in Portland/USA, dem Mekka der Open-Source-Szene, und wie bereits versprochen, werde ich von hier berichten.
Während Montag und Dienstag nur einige halbtägige Tutorials stattgefunden haben, ist die OSCON heute mit den Keynotes und über 400 Sessions richtig gestartett. Den Auftakt bildeten eine etwas pathetische Begrüßung durch den Veranstalter sowie die erste Keynote von Gründer Tim O'Reilly. Er startete angesichts des 10. Geburtstag der OSCON mit einem historischen Rückblick, zeigte dann, dass in immer mehr Stellenausschreibungen Kenntnisse von Open-Source-Produkten gefordert werden (interessanterweise mit dem größten Wachstum bei Unternehmens-Applikationen), gefolgt von der Vorstellung aktueller Trends wie Cloud Computing. Zuletzt forderte er die anwesenden Entwickler auf, an einer Open Web Platform und einer Open Phone Platform zu arbeiten und stellte die bereits vorhandenen Ansätze vor. Danach musste ich leider gehen, um mich auf meinen eigenen Vortrag vorzubereiten, der mit ca. 50 Teilnehmern erfreulich gut besucht war (unter anderem auch mit Mitarbeitern von IBM, Intel und Microsoft). Die OSCON-Keynotes werden allerdings auf einer speziellen Website online gestellt, so dass man sich dort nochmal in Ruhe anschauen kann. Hier schon mal ein paar allgemeine Beobachtungen:
Wenn ich all das mit der OSMB in Deutschland dieses Jahr vergleiche, liegen doch noch (immer) Welten zwischen Europa und USA! Dienstag, 6. Mai 2008Microsoft engagiert sich in Open-Source-Verband
Für Verwunderung und teilweise sogar Empörung hat die Ankündigung gestern gesorgt, dass Microsoft der Open Source Business Foundation beitritt und sein Engagement zusätzlich dadurch unterstreicht, dass Andreas Hartl, Director Platform Strategy von Microsoft Deutschland, einen Sitz im OSBF-Vorstand übernimmt (dem ich auch angehöre).
Ich halte die (negativen) Reaktionen auf Microsofts OSBF-Beitritt für übertrieben. Microsoft hat in den letzten Monaten sehr viel unternommen, um sich mit Open Source anzufreunden. Einen Überblick zu Microsofts umfangreichen Open-Source-Aktivitäten inklusive der Open-Source-Blogging-Plattform Port 25 und der Open-Source-Hosting-Website Codeplex finden Sie hier. Nicht zuletzt hat Microsoft mit der Ms-PL und Ms-RL zwei eigene Open-Source-Lizenzen entwickelt und von der OSI offiziell zertifizieren lassen. Meiner Meinung nach ein deutliches Zeichen, dass es Microsoft mit der Entwicklung eigener und der Förderung fremder Open-Source-Software Ernst meint. Natürlich klingen uns allen noch Steve Ballmers Stänkereien gegen Open Source im Ohr. Doch Microsoft ist größer und vor allem vielfältiger als Steve Ballmer. Es gibt durchaus Strömungen bei Microsoft, die Open Source nicht nur als Gefahr für Windows und MS Office, sondern auch als Chance für die weitere Entwicklung des Software-Marktes begreifen. Daher auch der Beitritt von Microsoft zur OSBF. Übrigens hat Microsoft durch den OSBF-Beitritt auch die OSBF-Satzung akzeptiert, und in der steht unter Vereinszweck: "Der Zweck des Vereins ist es, die Software- und Dienstleistungsindustrie, die unter anderem auch nach dem Open Source-Entwicklungsverfahren arbeitet, zu stärken, d.h. insbesondere dazu beizutragen, Arbeitsplätze im Bereich Open Source Softwareentwicklung und -dienstleistung zu schaffen bzw. zu sichern." Ich empfehle daher allen Skeptikern, Microsoft beim Wort zu nehmen und dem Unternehmen die Zeit zu geben, damit es uns allen durch Taten zeigen kann, wie es Open Source zukünftig in der Praxis unterstützen wird. Donnerstag, 27. März 2008
Das Open-Source-Mekka: OSCON 2008 Geschrieben von Martin Aschoff
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08:00
Trackback (1) Das Open-Source-Mekka: OSCON 2008
Der Open-Source-Kongress OSCON des O'Reilly-Verlages (bekannt für seine exzellenten Fachbücher), über den ich letztes Jahr bereits hier berichtet habe, gilt als das Mekka der Open-Source-Szene und findet dieses Jahr vom 21. bis 25. Juli in Portland, Oregon statt. Ich freue mich, dass ich zum 10-jährigen Jubiläum dieser Veranstaltung als Sprecher dabei sein kann.
Das Thema meines Vortrages, der am 23. Juli um 10:45 Uhr Ortszeit startet, lautet "Going Open Source: The 20 Most Important Things To Do". Falls Ihnen das irgendwie bekannt vorkommt - es handelt sich dabei um eine 45-Minuten-Präsentation dieses Beitrags. Anscheinend ist das Thema auch in den USA - wo man angeblich immer schon viel weiter als in Europa ist - so interessant, dass ich von O'Reilly zur OSCON eingeladen wurde. Meine aktive Teilnahme als Sprecher gibt mir natürlich auch die Gelegenheit, im Juli an dieser Stelle live von der OSCON zu berichten und auch einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Ich bin gespannt darauf! Mittwoch, 12. März 2008In eigener Sache: OpenEMM 5.4.0 verfügbar
Heute muss ich mal ein bisschen Eigenwerbung betreiben: Wir haben bei AGNITAS soeben nach einer vierwöchigen öffentlichen Testphase die finale Version unserer E-Mail-Marketing-Software OpenEMM 5.4.0 veröffentlicht (sofern Software jemals final sein kann).
Mit dem OpenEMM 5.4.0 haben wir versucht, all das, was bei Open-Source-Software häufig kritisiert wird (auch von mir), richtig zu machen:
Dienstag, 4. März 2008Open Source Jahrbuch 2008 ab sofort verfügbar
Soeben ist das Open Source Jahrbuch 2008 erschienen, das dieses Jahr mittlerweile zum fünften Mal in Folge vom Fachgebiet Informatik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin herausgegeben wird. Das Open Source Jahrbuch 2008 bietet auf etwa 370 Seiten aktuelle Beiträge von namhaften Autoren aus der Open-Source-Szene.
Die Bandbreite der Themen des Jahrbuchs reicht von grundlegenden und ökomischen Betrachtungen bis hin zu praxisnahen Berichten erfolgreicher Open-Source-Projekte. Auch technische Neuerungen und Anwendungen, Open Access sowie Wissensmanagement auf Basis von Open-Source-Software werden behandelt. Mit seinen Beiträgen aus Wirtschaft, Recht und Soziologie gibt das Werk einen umfassenden Überblick über die Entwicklung von freier Software und freiem Zugang zu Inhalten. Das Open Source Jahrbuch 2008 ist für 19,90 EUR im Buchhandel erhältlich und kann ab sofort unter http://www.opensourcejahrbuch.de/download/jb2008 kostenlos im PDF-Format heruntergeladen werden. Samstag, 9. Februar 200810 Jahre Open Source
Mit dem heutigen Tag wird der Begriff "Open Source" offiziell 10 Jahre alt. Am 9. Februar 1998 veröffentlichte der Software-Entwickler und Fachbuch-Autor Bruce Perens die Open Source Definition und kündigte zusammen mit Eric Raymond öffentlich den Start der Open Source Initiative an.
In einem nachdenklich stimmenden Beitrag auf seiner Website schreibt Bruce Perens über die vergangenen 10 Jahre und was alles in dieser kurzen Zeit erreicht wurde, inklusive der jüngsten Entwicklungen. Er verschweigt aber auch nicht, was bislang noch nicht erreicht wurde (zum Beispiel die Beseitigung der Windows-Dominanz auf dem Desktop) und welche negativen Entwicklungen (von Patentstreitigkeiten bis hin zu Selbstmorden im Umfeld von SCO) es in dieser Zeit gab. Sonntag, 3. Februar 2008Folien vom OSMB-Kongress jetzt verfügbar
Wer letzte Woche keine Gelegenheit hatte, am Kongress "Open Source Meets Business" in Nürnberg teilzunehmen, kann jetzt zumindest die Folien zu den meisten Vorträgen abrufen. Die Navigation dorthin ist allerdings nicht ganz offensichtlich:
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